Reimen

Tipps zum Reimen und Reime schreiben

Ein weiser Reimeschreiber hat mal gedichtet: „Einfach ist das Reime machen und man hat stets was zu lachen.“ Wenn man einen Reim von Wilhelm Busch liest oder von Goethe, dann scheint das Reimen wirklich einfach zu sein. Die Sätze fügen sich nahtlos ineinander, beim Vorlesen ist der Rhythmus der betonten und unbetonten Silben immer harmonisch und die Pointe bringt uns zum Nachdenken oder Lachen. Um einen solchen Reim zu schreiben, muss man allerdings viel üben und bereit sein zu experimentieren. Vielleicht hilft dir dieser Erfahrungsbericht dabei, selber lustige Reime und Kinderreime zu schreiben.

Den Kopf frei machen

Man kann das Reimen nicht erzwingen! Selbst ein disziplinierter Dichter hat hin und wieder keine Ideen – zumindest keine guten. In diesem Fall würde ich dir dazu raten, erst mal etwas Sport zu machen oder ein Buch zu lesen, um auf neue Gedanken zu kommen. Ich selber habe ganz schlechte Erfahrungen mit dem Versuch gemacht, gegen eine Blockade anzukämpfen. Wenn der Kopf frei ist, kommen die Ideen wie von alleine.

Alles aufschreiben

Wie für jeden Autor gilt auch für den Reimemacher, dass man immer ein Notizbuch und einen Stift zur Hand haben sollte, um Ideen zu notieren. Achtung: Oft habe ich schon im Bett gelegen, als plötzlich ein genialer Reim vorbeigeflogen kam. Sofort aufstehen und aufschreiben! Sonst wirst du dich am nächsten Morgen ärgern.

Erst sammeln, dann selektieren

Wenn du mit einem Reim beginnst, ist es wichtig, nicht von Anfang an zu selbstkritisch zu sein. Denk beim ersten Brainstorming nicht lange nach, sondern versuch das Kritzeln oder Tippen zu automatisieren. Ich schreibe erst mal alles auf, was mir einfällt und wähle hinterher die besten Ideen und Ansätze aus. Wenn ich zwei gleich starke Verse geschrieben habe, stelle ich diese im Dokument nebeneinander, um sie jederzeit vergleichen zu können. Übrigens: Zum Auswählen der besten Verse gibt es keinen besseren Ratgeber als deine eigene Intuition. Lerne, auf dein dichterisches Gefühl zu vertrauen.

Im Internet recherchieren

Du weißt worüber du schreiben willst? Gut! Aber kennst du dich mit dem Thema auch aus? Google dein Stichwort und schau auch bei Wikipedia oder in Fachbüchern nach. Je besser du über ein Thema informiert bist, umso besser bist du auf das Reimen vorbereitet. Noch ein Tipp zum Reime schreiben: Nutze den OpenThesaurus im Internet oder den Thesaurus deines Computers und notiere alle Wörter, die mit deinem Thema zu tun haben. Tipp: Um den PC-Thesaurus zu aktivieren, markierst du das betreffende Wort mit einem Doppelklick und drückst die Tastenkombination Shift-F7.

Vorsicht vor Sackgassen

Eine wichtige Regel für Dichter lautet: Scheitere schneller! Wenn ich bei einem Reim trotz hartnäckigem Überlegen überhaupt nicht weiterkomme, liegt es vielleicht daran, dass die Idee einfach nicht gut ist. Dann hefte ich den Entwurf zusammen mit allen Notizen in einem dicken Ordner ab und fange mit einem neuen Reim an. Lass dich von deinen Bemühungen nicht entmutigen. Große Künstler haben oft jahrelang an ihren Gedichten gefeilt.

Archiv anlegen

Papier ist geduldig: Ich kann jederzeit wieder reinschauen und mich von alten Manuskripten inspirieren lassen. Zusätzlich verwalte ich alle Entwürfe in meinem Computer in eindeutig beschrifteten Ordnern, die nach Kategorien unterteilt sind. Wenn du das Reimen Ernst nimmst und jeden Tag daran arbeitest, sammelt sich in kurzer Zeit umfangreiches Material an. Nur wenn du von Anfang an eine ordentliche Struktur in deinen Unterlagen hast, wirst du deine Ideen und Entwürfe schnell wiederfinden.

Übung macht den Meister

Reimen ist nicht schwer, es ist leicht. Jedes Kind kann es und hat Spaß daran. Allerdings verlernt man es ohne regelmäßige Übung. Darum lautet mein Tipp: Reime zu Hause und zu jeder Gelegenheit. Nimm alles zum Anlass, einen Zweizeiler zu reimen: einen Karnevalsstreit, das Fußballspiel deiner Lieblingsmannschaft oder besondere Festtage wie Ostern. Nach einiger Zeit, kommen dir die Reime von selber in den Sinn. In deinem Gehirn haben sich neue Synapsen gebildet, die die kreative Sprachverarbeitung leichter machen.

Web 2.0 zur Diskussion nutzen

Warum nutzt du nicht Twitter oder ein Forum, um jeden Tag einen Reim zu schreiben? Durch die Kommentare deiner Follower erfährst du schnell, welche Reime gut ankommen und welche nicht. Ich habe meine Reime erst bei Blog.de veröffentlicht und teilweise auch in dem Schriftsteller- und Autoren-Forum Schreibwerkstatt. Besonders in der Schreibwerkstatt habe ich sehr konstruktive Kritik von anderen semiprofessionellen Dichtern erhalten. Probier es aus!

Reimen macht den Meister

Reime unrein!

Mein wichtigster Tipp zum Reimen lautet: Dichte unreine Reime! Lass dich nicht von Rechtschreibung und Grammatik einschränken. Bitte versteh mich nicht falsch, sauberes Schreiben ist eine wichtige Voraussetzung für lesbare und verständliche Reime, aber manchmal muss man auch gegen Gewohnheiten verstoßen, um den Weg frei für neue Gedanken zu machen und die Leute zum Lachen zu bringen. Nimm dir ein Vorbild an den ersten Versen aus dem Buch „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch:

Ach, was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen.
Wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Max und Moritz hießen.

Der berühmteste und erfolgreichste Kinderreim in deutscher Sprache beginnt mit zwei unreinen Reimen – und keinen stört’s!

Suche nach dem Außergewöhnlichen

In jedem zweiten Popsong wird „Herz“ auf „Schmerz“ gereimt. Dieser Reim ist schon so abgedroschen, dass er niemanden mehr aufhören lässt. Such nach außergewöhnlichen, überraschenden Reimen. Warum sollte man „Herz“ nicht auf „Aprilscherz“ reimen? Das wäre doch ein schöner Gegensatz. Tausche als nächstes den Vokal gegen den entsprechenden Umlaut aus – und schon kannst du „Herz“ mit „März“ reimen. Statt dem Z am Wortende tut es auch ein TS. Bingo: Jetzt reimen sich auch Worte wie „aufwärts“ usw.
Überprüfe auch die Plurale und Konjugationen: „die Berts“ (Freunde von Ernie) und „des Verkehrs“ hat sicher noch keiner auf Herz gereimt. Apostroph gefällig? Die „Kerz’“ passt doch zur romantischen Stimmung – und niemand „erfährt’s“. Umgangssprache ist nämlich auch erlaubt, wenn nötig.

Reimlexikon zu Rate ziehen

Die letzte Übung hat gezeigt, dass es beim Reimen vor allem auf deine eigene Kreativität ankommt. Wenn du das Wort „Herz“ bei einem der im Internet verfügbaren Reimefindern eingibst, wirst du höchstwahrscheinlich von dem Ergebnis enttäuscht sein. Bessere Erfahrungen habe ich mit dem Reimlexikon vom Willy Steputat gemacht. Beim Blättern kommt man oft auf noch viel bessere Gedanken. Auch ein Online-Reimlexikon könnte dir weiterhelfen. Ein guter Dichter lässt nichts unversucht.

Bücher sind deine Werkzeuge

Ein Dichter ist ein Wortkünstler, ein Sprachakrobat, ein Silbenjongleur. Von einem Handwerker erwartet jeder, dass er seinen Beruf gelernt hat. Das gilt auch für Reimemacher. Ein Handbuch deutscher Redewendungen, die Duden und Nachschlagwerke für Zitate und Aphorismen gehören einfach zu deinem täglichen Werkzeug. Nur durch wirkliches Interesse an der Sprache kannst du deinen Wortschatz erweitern und dein Gefühl für die passende Formulierung verfeinern.

Feine Verse formulieren

Ein guter Reim hat nicht nur eine schöne Idee und einen passenden Gleichklang, sondern auch ein stimmiges Versmaß. Das Versmaß entsteht durch den Rhythmus der betonten und unbetonten Silben. Hier beginnt die hohe Kunst des Reimens – und oft findest du für die schönsten Reime kein geeignetes Versmaß. Dann hilft es nichts: Es ist besser auf einen Reim zu verzichten, als ihn auf Biegen und Brechen unterbringen zu wollen. In der Reimschule findest du weitere Informationen über Versmaß, Rhythmus und Betonung.

Lese laut!

Du hast einen Reim geschrieben, der dir gut gefällt? Dann kommt jetzt der Härtetest. Lese ihn laut und langsam vor. Wenn du an einer Stelle hängenbleibst, passt vermutlich die Betonung der Silbe nicht zum Versmaß. In diesem Fall musst du weiter an deinem Reim feilen. Ein Reim ohne Rhythmus tut in den Ohren weh – und das werden dir deine Leser nicht verzeihen.
Ausnahmen bilden Rap-Songs: Durch den Beat und die Möglichkeit, Silben unterschiedlich schnell zu lesen, spielt die Betonung nicht so eine große Rolle.

Betonung überprüfen – mehrmals

Mein Tipp für Reimeschreiber: Druck deinen Reim aus und markiere alle betonten Silben. So kannst du feststellen, ob die Betonung in allen Zeilen gleich bleibt und die einzelnen Worte wie im täglichen Sprachgebrauch betont werden. Wenn du alles korrigiert hast, dürfte dein Notizblatt ziemlich wüst aussehen. Druck dein Gedicht noch einmal aus und überprüfe die Betonung noch einmal Silbe für Silbe. Nur mit Sorgfalt, Geduld und in Fleißarbeit entsteht ein sauberes Versmaß.

Sei lustig, nicht langweilig

Anders als bei einem Gedicht, das oft sehr gefühlsbetont ist und romantische oder erschreckende Bilder inszeniert, sind Reime in der Regel eher unterhaltsam. Ich halte es mit meinen Reimen wie Bugs Bunny: „Seid zur Heiterkeit bereit.“ Verfolge deine Kollegen und Konkurrenten: Lies wie diese Ihre Leser zum Lachen bringen – oder es versuchen. Auf Twitter treibt zum Beispiel ein Twitzbold sein Unwesen.

Kurz und knackig

Im Internet wird die Aufmerksamkeit deiner Leser von zahlreichen anderen Medien beeinträchtigt. Darum finde ich es wichtig, schnell auf den Punkt zu kommen. Im Idealfall leistet jede einzelne Zeile einen Beitrag zum dramatischen Aufbau deines Reims. Streiche jede Zeile, die überflüssig ist oder einen bereits erwähnten Gedanken wiederholt.

Struktur schaffen

Gedichte-Leser sind wahrscheinlich eher dazu bereit, sich durch wüste Wortschlachten zu kämpfen. Bei klassischen Kinderreimen wird schon etwas mehr Struktur in den Versen erwartet, um das Lesen zu erleichtern. Darum ist die grundsätzliche Einteilung der Strophen bei Reimix immer sehr ähnlich: Einleitung und Vorstellung des Problems, Ausarbeitung, Wende, Moral. Durch diesen Aufbau möchte ich meine Leser zu überraschenden Erkenntnissen führen.

Sei kritikfähig, aber bleib eigensinnig

Deine Reime müssen nicht jedem gefallen! Versuch erst gar nicht, es allen Lesern recht zu machen. Wenn du anspruchsvolle Reime schreiben willst, musst du mit Kritik rechnen. Du solltest diese Kritik sogar suchen. Veröffentliche deine Reime in Foren wie der Schreibwerkstatt und nimm die konstruktive Kritik und die Anregungen deiner Kollegen ernst. Aber lass dich nicht von deinem Weg abbringen. Als Dichter hast du ein Recht, die Dinge so zu auszudrücken, wie du sie empfindest.

Ich hoffe, dass dir das Reime schreiben mit diesen Tipps etwas leichter fällt. Wenn du noch Ergänzungen hast, schreib einen Kommentar.

Weitere Tipps zum Reime schreiben findest du in der Reimlehre.

54 Kommentare zu „Reimen“

  1. Lieber Albert,
    ich lese mir jedes deiner Gedichte durch. Manchmal antworte ich nicht sofort, weil ich andere Dinge zu tun habe oder weil ich hoffe, dass vielleicht ein anderer Leser auf eines deiner Gedichte reagiert. Ich fände es schön, wenn die Leser direkt auf deine Gedichte antworten würden. Das wäre klasse. Aber auch auf meine Reime bekomme ich ja nur wenig Rückmeldung. Heutzutage ist jeder vorsichtigt damit, seine Meinung öffentlich zu äußern. Aber lass dich davon nicht irrtieren und – schreib nur immer weiter.
    Liebe Grüße Reimix

  2. Irgendwas was bewegt

    Liegen geblieben bin ich nicht
    Ich zerbrach die Dunkelheit mit dem Licht
    Nun bin ich hier bei dir
    Ich sprech mit dir
    Und du antwortest mir
    Gestern ging das noch nicht denn da warst du nähmlich noch nicht in Sicht für mich

    Ich brauche irgendwas was bewegt
    Ich brauche etwas dass das Licht aus der Dunkelheit hinaus hebt
    Ich brauche dich
    Ich brauche irgendwas was bewegt
    Ich brauche etwas dass mir den Sinn des Lebens wieder gibt
    Ich lasse mein Leben nicht im Stich

    Die Zukunft hat sich in verschiedene Teile aufgeteilt
    Die ich wieder finde wenn sich andere mit mir vereinen
    Dass alles wird sich wieder zusammen legen
    Ich lasse meine Zukunft nicht nur von mir übernehmen
    Wir werden zusammen sein

    Und wenn du mich mit deiner Stimme ansprichst
    Mir viel von dir gibst
    Lass ich dich nicht fallen
    Du kannst dich auf mich verlassen
    Gemeinsam wird unser Leben wachsen
    Die Zukunft wird sich auseinander ballen

    Liebe Grüsse

    Sean,schaust du dir eigentlich auch meine Gedichte an?

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