9 Versionen von einem Reim
Die Autorin und Filme-Macherin Ilka Schulz hat gemeinsam mit dem Musikdozenten Michael Beiert meinen Reim über die Mücke vertont. Das Besondere: Ilka Schulz hat nicht nur eine, sondern gleich neun Versionen des lustigen Kinderreims aufgenommen! Jede Lesung klingt etwas ausgefallener, dramatischer, verrückter. Hör dir die Audio-Aufnahmen einfach mal an. Ich bin gespannt zu erfahren, welche Version dir am besten gefällt.
Aufnahme 3: Lesestimme mit Dramatik
Aufnahme 3: Lesestimme mit Dramatik
Die ersten beiden Aufnahmen sind mit einer klassischen Lesestimme gesprochen. Ilka Schulz klingt darauf ernst und eindringlich. In der 3. Aufnahme jedoch hebt die Sprecherin einzelne Worte hervor. Um den Zorn des Wirtes über den Trunkenbold hörbar zu machen, hebt sie die Stimme. Durch diese Intonation gewinnt der Reim spürbar an Dramatik[.
Aufnahme 7: Silben singen
Ab der 5. Aufnahme hat Ilka Schulz begonnen, mit den einzelnen Worten des Reims zu spielen und zu improvisieren. Die Betonung der Reimwörter erinnert mich an die Melodie eines Kinderlieds wie Ein Männlein steht im Walde.
Aufnahme 8: Zwischen Wahnsinn und Walfisch-Gesang
Aufnahme 8: Wahnsinn oder Walisch?
Bei dieser Aufnahme kann man eigentlich nicht mehr von einer Lesung sprechen. Das ist schon eher ein leicht wahnsinniger Gesang. Alle Worte werden von Ilka Schulz in die Länge gezogen, die Betonung einzelner Buchstaben und Silben wogt langsam auf und ab. Mich erinnert diese Intonation an einen gesungenen Psalm oder die Szene aus dem Film Findet Nemo, als Dorie versucht, mit dem Wal zu sprechen.
Aufnahme 9: Lautmalerei oder Dadaismus?
Aufnahme 9 – Lautmalerei oder Dadaismus
Die letzte Vertonung ist sehr experimentell: Einzelne Worte werden in ihre Bestandteile zerlegt. Das Ssssirrren und Ssssssummen und Brummmmen der Mücke wird nicht nur lautmalerisch wiedergeben, sondern fast schon körperlich spürbar. Die Betonung der Vokale und Konsonanten gleicht einem Gedicht aus dem Dadaismus.
Vom klassischen Kinderreim zur
postmodernen Elektro-Komposition
Die letzte Aufnahme von Ilka finde ich besonders interessant. Beim Schreiben des Reims habe ich nämlich versucht, mit den Lauten Bilder zu malen, die das nervige Gesumm der Mücke verdeutlichen. Übrigens: Der Komponist und Musikwissenschaftler Michael Beiert hat das Ganze auf die Spitze getrieben, indem er einzelne Buchstaben und Silben der Vertonung ausgeschnitten, vervielfältigt, zusammengestellt und arrangiert hat. So ist aus dem Kinderreim von der Mücke mit Hilfe der Stimme von Ilke Schulz ein experimentelles elektronisches Opus entstanden, das es mühelos mit einer Komposition von Karlheinz Stockhausen aufnehmen kann 😉 Michael Beiert arbeitet noch an dem Feinschliff der Elektro-Mücke, aber ich hoffe, dass ich es schon bald hier bei Reimix exklusiv vorstellen kann.
Jetzt bist du gefragt: Welche Version des Kinderreims spricht dich am meisten an – die klassische Lesestimme, der Kindergesang oder die experimentelle Lautmalerei? Wie hättest du den Reim über die Mücke vorgelesen?
Hi Angel,
die Frage ist nur, ob irgend ein Kind die Geduld hat, sich einen in dieser Weise vorgetragenen Reim bis zu Ende anzuhören 😉 Erinnerst du dich an das Märchen „Der Fischer und seine Frau“. Daran musste ich denken, als ich Aufnahme 8 zum 1. Mal hörte – und dieses Märchen bzw. Hörspiel hat mir immer ein wenig Angst gemacht.
Sehr spannend diesen Reim in verschiedenen Variationen zu hören…
Ich finde ja die Aufnahme 8 nicht schlecht… hi,hi…